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Dance & History online 2021

"Die neueste Art
zur Tantzkunst"

Tanz in Deutschland
1600 - 1900

6. - 7. März 2021

eine Online-Tagung auf Zoom

Zum Thema

Mit unseren Online-Tanztagen wollen wir ein Schlaglicht auf die Entwicklung des Tanzes im deutschsprachigen Raum über drei Jahrhunderte werfen. Von den Festen und Bällen der Habsburger im frühen 17. Jahrhundert spannen wir den Bogen über frühe "Contratänze" auf der Bühne und dem Fastnachtstreiben am Dresdner Hof bis hin zum ersten „Fundamentaltanz“ des Barock, die Courante. Am zweiten Tag erhalten wir Einblick in die zahlreichen Tanzquellen im 18. Jahrhundert, eine der bekanntesten Regisseurinnen für Barockopern erzählt uns von ihrer Arbeit, wir hören vom „polnischen Tanz“ in Deutschland und beschließen den Tag am Stuttgarter Hof mit den umfangreichen Notizbüchern des Tanzmeisters Michel Saint Léon.

Neben Vorträgen sind auch Tanzdemonstrationen, ein Interview und abschließende Diskussionen mit den Tagesreferenten vorgesehen.

Die Vorträge werden mitgeschnitten und sind für registrierte Teilnehmer noch einen Monat auf YouTube abrufbar.

Organisatorisches
    • über Internetplattform Zoom

    • Teilnahme kostenlos,
      Spenden sehr willkommen
  • Registrierung erforderlich
    begrenzte Teilnehmerzahl
Programmübersicht
     

Samstag, 6. März 2021

  16:00   Begrüßung
  16:10   Über Insiderwissen, diplomatisches Geflüster und anonyme Zaungäste -
Berichterstattung zu Tanzlustbarkeiten des Hauses Habsburg im 17. Jahrhundert (Gerrit Berenike Heiter)
  17:00   Babenhausen, 1655: "Alle 6 Bauren tantzen ein Ballet"
(Giles Bennett)
   17:40   Pause
  18:00   Mit Hygia in den warmen Frühling: Tanz am Dresdner Hof zur Fastnacht 1660
(Angela Rannow)
  18:50   Die Courante in Deutschland nach 1650: Quellen, Technik und Form
(Hubert Hazebroucq)
  19:40   Zusammenfassung des Tages
  20:00   Ende

 

     

Sonntag, 7. März 2021

  16:00   Begrüßung
  16:10   Deutsche Tanzquellen des 18. Jhdts. – ein Überblick
(Carola Finkel)
  17:00   "Actio, actio, actio!" - Barockopern inszenieren
(Interview mit Sigrid T'Hooft)
  17:40   Pause
  18:00   Polonaise und Mazurka in deutschen Ballsälen - was ist polnisch
am polnischen Tanz? (Jadwiga Nowaczek)
  18:50   Von der Belle Danse zum romantischen Tanz. Die Cahiers von Michel Saint Léon
(Pierre-François Dollé)
  19:40   Zusammenfassung des Tages
  20:00   Ende
Ausführliches Programm: Samstag, 6. März 2021

 

Sa, 16:00 - 16:10 Uhr

Begrüßung und Technisches

Begrüßung der Teilnehmer, anschließend erfolgt eine kurze Einführung in das Thema des Tages.

Moderation: Birte Hoffmann-Cabenda, Carola Finkel, Markus Lehner
Technische Leitung: Roy Cabenda

Sa, 16:10 - 16:50 Uhr

Über Insiderwissen, diplomatisches Geflüster und anonyme Zaungäste - Berichterstattung zu Tanzlustbarkeiten des Hauses Habsburg im 17. Jahrhundert

Phasma Dionysiacum Pragense aus1Wer zu Festen, Turnieren, Bällen, Maskeraden und Hofballetten der Habsburger im 17. Jahrhundert forscht, stößt unweigerlich auf verschiedene Arten von Quellen: gedruckte Festberichte, Libretti und Flugblätter sowie fürstliche und diplomatische Korrespondenz, Tagebücher und Memoiren. Dabei ist es für das Verständnis der Ballkultur und Hofballette wichtig, möglichst viele dieser Quellen auszuwerten um einen möglichst vollständigen Eindruck über den (tatsächlichen) Hergang der Ereignisse, bzw. die Einbettung von Tanzveranstaltungen in den Festablauf zu gewinnen. Obwohl sich Augenzeugenberichte und offizielle Berichterstattung im besten Falle ergänzen, bleiben doch verschiedene Aspekte von den Zeitzeugen unbeachtet, wie verschiedene Fallbeispiele illustrieren sollen, z.B. beim Phasma Dionysiacum Pragense (Prag 1617) oder dem Geburtstagsfest von Maria Ana de Austria (Wien 1636).

Gerrit Berenike Heiter, Köln, Deutschland

Walsdorf Hanna zvg 375x500Gerrit Berenike Heiter arbeitet aktuell an ihrem Dissertationsprojekt der Theaterwissenschaft an der Universität Wien. Ihre Forschungsarbeit umfasst eine Vergleichsstudie, welche sich sowohl mit dem französischen Hofballett als auch mit jenem der österreichischen Habsburger im 16. und 17. Jahrhundert beschäftigt. Sie unterrichtet Tanzgeschichte an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Mannheim. In ihrer künstlerischen Tätigkeit als Schauspielerin, Tänzerin und Pädagogin hat sie sich auf Körper- und Maskentheater, Commedia dell’arte, Barocktheater und historischen Tanz spezialisiert. Neben der Mitwirkung in barocken Musiktheaterprojekten ist sie im Rahmen zeitgenössischer Stücke zu sehen, welche an der Schnittstelle zwischen Tanz, Musik, Performance und Theater stehen.

Sa, 17:00 - 17:40 Uhr

Babenhausen, 1655: "Alle 6 Bauren tantzen ein Ballet"

Callot Jacques The Two Pantaloons 1616Mit den fünf kürzlich entdeckten und frisch vordatierten Tanzinstruktionen für Ballets aus der Comico-Tragoedia "Thomas Morus" ist die Tanzforschung um einen weiteren Mosaikstein zu drei nicht gut beleuchteten bzw. quellenreichen Bereichen reicher: zur rasanten und fundamentalen, aber in weiten Teilen schlecht dokumentierten Entwicklung des Tanzes im 17. Jahrhundert, zum Bühnentanz in der Frühen Neuzeit und zum Tanz im deutschsprachigen Raum vor 1700. Auch wenn leider einige wichtige Elemente fehlen, ohne die eine umfassende Rekonstruktion mindestens sehr schwer ist, darunter auch die Musik der Tänze, so ergeben sich doch etliche und manchmal sogar überraschend deutliche Bezüge zu anderen Tanzquellen, teilweise weit über das zeitliche und geographische Umfeld einer Faschingsaufführung in einem kleinen schwäbischen Residenzort kurz nach Ende des Dreissigjährigen Krieges hinaus.

Giles Bennett, München, Deutschland

Nowaczek 1

Giles Bennett, Historiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte München, Tänzer im Ensemble La Danza München (Leitung: Jadwiga Nowaczek), Mitherausgeber des Bandes „Barocktanz im Zeichen französisch-deutschen Kulturtransfers. Quellen zur Tanzkultur um 1700“ Hildesheim 2008, diverse Aufsätze zum Tanz im 17. und 18. Jahrhundert.

Sa, 17:40 - 18:00 Uhr

Pause

Sa, 18:00 - 18:40 Uhr

Mit Hygia in den warmen Frühling: Tanz am Dresdner Hof zur Fastnacht 1660

Wolfenbuettel Schlossportal 2006

Während der Fastnacht des Jahres 1660, die vom 26. Februar bis zum 14. März 1660 gefeiert wurde, schöpfte der Dresdner Hof wie üblich aus dem reichen Füllhorn höfischer Lustbarkeiten. Dazu gehörten zwei adelige Hochzeiten, sportive Wettbewerbe, Paraden, Gottesdienste, Festessen, ein Glückstopf und die Aufführung je einer Komödie und einer Tragödie. Hinzu kam Köstliche Musik als eigenständiger Programmpunkt sowie Musik zur Begleitung von Aufzügen und Wettkämpfen sowie zu Tafel, Tisch und Tanz.

Die Gäste der Fastnacht tanzten mehrfach selbst. Das war etwa bei beiden adligen Hochzeiten sowie im Anschluss an die Invention zum Triumph des Bacchus und der Nationen mit dem dazugehörigen Ringrennen und Festessen sowie bei einem Königreich und einer Wirtschaft der Fall.

Schon damals galt es, den Unwägbarkeiten des Schicksals mit Improvisationskünsten zu begegnen. Inmitten der Fastnacht erlitt einer der wichtigsten Organisatoren, der kurfürstliche Unterhofmarschall Alexander von Krahe, einen Schlag- und Stockfluss. Jedoch war man gewappnet, denn auch Merkur und Hygia hatten sich am kursächsischen Hof eingestellt, wo die Raut im vollen Prangen stand. Merkur unterhielt die Damen und Herren am 27. Feburar 1660 mit einem Mohrenballet. Im Ballet Der Hygia hingegen wurde am 11. März 1660 der warme Frühling begrüßt. In diesem Vortrag soll es daher passend zur aktuellen Situation und Jahreszeit nicht zuletzt um den aufmunternden Gestus der Göttin der Gesundheit gehen.

Angela Rannow, Dresden, Deutschland

Iris Michaela Schmidtmann CD aus1

Angela Rannow, Studium der Anglistik und Arabistik, Forschungsstudentin im Projekt „Künstlerische Begabungen entdecken, fördern und entwickeln“ der Musikhochschule „Felix Mendelssohn Bartholdy Leipzig“, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Theaterhochschule „Hans Otto“ Leipzig und der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“, PR- und Öffentlichkeitsarbeit sowie dramaturgische Tätigkeit im Tanz, seit 2003 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Palucca Hochschule für Tanz Dresden, tanzwissenschaftliche Lehre und Forschung, Veröffentlichungen und
Herausgeberschaft im Bereich Tanz.

Sa, 18:50 - 19:30 Uhr

Die Courante in Deutschland nach 1650 - Quellen, Technik und Form
(Präsentation mit Tanzdemonstrationen)

IMG 1809 c Lutz Ebhardt Stiftung Schloss Friedenstein aus1Die Paartanz-Courante galt als Quintessenz der französischen galanten Tanzkunst im 17. Jahrhundert, und wurde oft in den Unterricht der deutschen Tanzmeister einbezogen. Deshalb überrascht es nicht, dass in Deutschland die ausführlichsten und genauesten Erläuterungen zu diesem Tanz verfasst wurden, wenn auch zu einer adaptierten Version. Die Präsentation wird die wichtigsten deutschen Quellen für die Courante vorstellen, insbesondere Johann Georg Paschs Anleitung sich bei großen Herrn Höfen und anderen beliebt zu machen (1659), und ihre Listen von Schritten für drei « Curanten », Bonins Neueste Art zur galanten und theatralischen Tanzkunst (1712) und Tauberts Rechtschaffenen Tanzmeister (1717). Ihre Beschreibungen werden dabei auch im Licht einiger französischer Quellen (notierte Choreografien, Traktat von Pierre Rameau, usw.) betrachtet.

Schwerpunkt der Demonstrationen werden die Grundschritte und ihre technische und rhythmische Ausführung bilden, das niedrige « Ports de bras », die Raumwege und ihre Beziehung zur Musik in der „simplen“ und "figurierten" Form, ebenso die Variationen und Ornamente, die im Ballsaal Einsatz finden konnten. Wir werden auch sehen, was für Entwicklungen die Unterschiede zwischen den Quellen aufzeigen, und wie die verschiedenen Ebenen der Praxis, dank der Variationen und geregelten Improvisation, diesen Tanz lange lebendig halten konnten.

Hubert Hazebroucq, Paris, Frankreich

IMG 1754Portrat aus1Hubert Hazebroucq ist Choreograph, Tänzer, Tanzpädagoge und unabhängiger Wissenschaftler, seit 1998 spezialisiert auf Tanz in Renaissance und Barock. Mit seinem 2008 gegründeten Ensemble Les Corps Eloquents wurde er bereits zu vielen internationalen Festivals (Utrecht, etc.) eingeladen und tritt regelmäßig mit berühmten Musikensembles wie Doulce Mémoire auf.

Er hat einen Masterabschluss erworben mit einer Arbeit über Gesellschaftstanz um 1660. Derzeit ist er auch im Vorstand der wissenschaftlichen Vereinigung "ACRAS 17-18" tätig und arbeitet hauptsächlich über Technik und Poetik des Tanzes vom 15. bis 18. Jahrhundert.

Sa, 19:40 - 20:00 Uhr

Zusammenfassung des Tages

Die Referenten des Tages treffen sich mit der Moderation zu einem abschließenden Gespräch über das Tagungsthema. Dabei gibt es nochmal die Gelegenheit für die Teilnehmer Fragen zu stellen und mit den Referenten ins Gespräch zu kommen.

Moderation: Birte Hoffmann-Cabenda, Carola Finkel, Markus Lehner

Ausführliches Programm: Sonntag, 7. März 2021

 

So, 16:00 - 16:10 Uhr

Begrüßung und Technisches

Begrüßung der Teilnehmer, anschließend erfolgt eine kurze Einführung in das Thema des Tages.

Moderation: Birte Hoffmann-Cabenda, Carola Finkel, Markus Lehner
Technische Leitung: Roy Cabenda

So, 16:10 - 16:50 Uhr

Deutsche Tanzquellen des 18. Jhdts. – ein Überblick

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Von wem stammen die heute bekannten Quellen und die darin enthaltenen Tänze? Wer war die Zielgruppe? Wie sah das Tanzrepertoire aus und wie wurden die Choreographien notiert? Anhand dieser Fragen wird ein Überblick über die Quellenlage zum Gesellschaftstanz zwischen 1700 und 1800 gegeben. Dabei wird auch aufgezeigt, wie die verschiedenen Aspekte einem zeitlichen Wandel unterliegen.

Carola Finkel, Frankfurt am Main, Deutschland

Finkel 1Carola Finkel, Frankfurt am Main, Deutschland, ist Dozentin für Musikwissenschaft und seit Januar 2017 Wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt „Verzeichnis der Werke Giovanni Pierluigi da Palestrinas“ an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. In August/September 2017 Stipendiatin der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (Thema: Jaymes Recüeil de Contre Dances). Forschungsschwerpunkte: Tanz und Hofkultur im 17. und 18. Jahrhundert sowie Nordische Musik des 19. und 20. Jahrhunderts.

So, 17:00 - 17:40 Uhr

"Actio, actio, actio!" - Barockopern inszenieren
(Interview)

Scan Haraschin Prospekt1874 75klIn diesem Interview wird uns die international gefeierte Regisseurin von ihrer Arbeit im Bereich der historisch informierten Aufführungspraxis berichten. Sie wird uns in die Prinzipien der barocken Gestik und historischen Inszenierungspraktiken der Opera seria im frühen 18. Jahrhundert einführen und ihre Umsetzung auf heutigen Bühnen erläutern. Ein Schwerpunkt wird dabei auf dem Tanz und seiner Stellung im Rahmen historisch informierter Inszenierungen liegen. Sigrid T’Hooft wird uns auch einen Einblick in das Leben hinter der Bühne geben, in die Entstehung einer ihrer Produktion von der ersten Idee bis hin zur Premiere. Abrunden wollen wir das Interview dann noch mit einem Blick auf die Perspektiven der historisch informierten Aufführungspraxis in der heutigen Opernwelt.

Sigrid T’Hooft, Gent, Belgien

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Sigrid T’Hooft arbeitete nach ihrem Musikwissenschaftsstudium im flämischen Rundfunk als Redakteurin von Klassikmusik-Sendungen. Schon während des Studiums begann sie mit intensiven Studien zu Historischem Tanz. Sie gründete die Tanzensembles „Passo Ostinato“, Fontainebleau“, und „Corpo Barocco“ mit denen sie zahlreiche Programme erarbeitete.
Seit Beginn der 90er-Jahre machte sie zunehmend auf sich aufmerksam als Opernregisseurin mit Schwerpunkt historisch informierte Aufführungspraxis. Mit ihrer Inszenierung von Händels Radamisto bei den Karlsruher Händelfestspielen 2009 gelang ihr der internationale Durchbruch, der ihr auch den Sprung in die Freiberuflichkeit ermöglichte.
In den folgenden Jahren setzte sie ihre Arbeit am Goethe-Theater Bad Lauchstädt, dem Drottningholm Theater (Schweden), dem Operntheater Perm (Russland), dem Trondelag Teater, Trondheim (Norwegen) , das Teatro Olimpico (Italien) und anderen Bühnen fort.
Sie wurde von den Innsbrucker Festwochen der Alte Musik und den Händelfestspielen Göttingen und Halle eingeladen, hat seit etwa zehn Jahren eine enge Arbeitsbeziehung mit dem Budapest Festival Orchestra und hat mit führenden Dirigenten auf dem Gebiet der Alten Musik zusammengearbeitet.
Konzerte mit Barockgestik, Opern mit Tanz, Hochschulproduktionen, Sprechtheater: In ihrem vielfältigen Repertoire finden sich neben dem klassischen Repertoire auch viele Wiederentdeckungen lange vergessener Werke.
Sie unterrichtete Historische Tanz am Musikkonservatorium Trossingen und diversen anderen Organisationen, sowie Historisches Schauspiel am Musikkonservatorium Leipzig, Basel und Den Haag und ist häufige Gastreferentin an zahlreichen internationalen Institutionen.

So, 17:40 - 18:00 Uhr

Pause

So, 18:00 - 18:40 Uhr

Polonaise und Mazurka in deutschen Ballsälen – was ist polnisch
am polnischen Tanz?

Lauchstät kl

In einem Streifzug vom 16. bis zum 19. Jahrhundert wird dem polnischen Tanz nachgegangen, so wie er sich im deutschen Sprachgebiet manifestiert hat. Ab dem 16. Jahrhundert spiegeln zahlreiche musikalische Quellen den polnischen Tanz in Europa wider, so auch in östlichen Teilen des deutschen Sprachgebietes. Hier sind interessante Entwicklungen in Bezug auf die spätere polnische Tanzmusik zu beobachten. Erste Hinweise zur tanzpraktischen Ausführung gibt es mit Gottfried Taubert 1717, und genau in diesen Zeitraum fallen auch die „Polonaise“ genannten Kompositionen, die den charakteristischen Dreier-Takt der Polonaise aufweisen. Die ersten rekonstruierbaren Choreographien erscheinen Mitte des 18. Jahrhunderts mit Christoph Gottlieb Hänsel (1755) und Adam Wolfgang Winterschmid (1758). Besonders wertvoll sind die Angaben Hänsels zu den Schritten, die sowohl den Grundschritt als auch Varianten beinhalten. Um 1800 gibt es die ersten Belege für die getanzte Mazurka, aber erst J. G. Häcker überliefert 1835 klare Beschreibungen von zwölf verschiedenen Schritten, die eindeutig polnische Züge tragen. Die Tanzfiguren der Mazurka unterliegen zu einem großen Teil der international üblichen Formensprache der Kontratänze. Ihre signifikant nationale Prägung entsteht – wie bei der Polonaise auch – durch die spezifisch polnischen Schritte.

Jadwiga Nowaczek, München, Deutschland

Bennett neu orgJadwiga Nowaczek, klassische Tanzausbildung, Studium der Musik und Musikwissenschaft. Seit 1980 Rekonstruktion von historischen Tänzen des 15.-19. Jahrhunderts nach den Primärquellen. Choreographie mehrerer Ballette, u. a. zu Dido and Aeneas (Purcell), Orfeo y Euridice (Leopold I) und Pygmalion (Mouret). Operninszenierungen: Purcell, Dido and Aeneas (2007) und Lapier, Felix in Fide Costanzia (2018). Lehrauftrag für Historischen Tanz an der Musikhochschule München. Leiterin von La Danza München. Publikationen u. a. zur Bassedanse, Maximilian I., Entwicklung der Courante, Goethes Werther aus tanzhistorischer Sicht.

So, 18:50 - 19:30 Uhr

Von der „Belle Danse“ zum romantischen Tanz. Die „Cahiers“ von Michel Saint Léon
(Präsentation mit Tanzdemonstrationen)

Foto zm Tanz aus1Die Notizbücher von Michel Saint Léon, mit bürgerlichem Namen Léon Michel, wurden zwischen 1829 und 1836 geschrieben, während der französische Tanzmeister am Württembergischen Hof in Stuttgart angestellt war. Er war dafür verantwortlich, die Prinzessinnen im Tanz auszubilden und sie darauf vorzubereiten, am Hof zu erscheinen, wo noch formelle Tänze wie das Menuett oder die Gavotte üblich waren. Zusammen mit den Prinzessinnen unterrichtete er auch seinem Sohn Arthur, der später selbst als Tänzer und Choreograf überaus berühmt wurde.

Die „Cahiers“, eine Art « Erinnerungshilfe » für den persönlichen Gebrauch, sind ein außergewöhnliches Zeugnis des Tanzstils, der im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts sowohl an aristokratischen Höfen als auch auf Theaterbühnen üblich wurde.
Darüber hinaus scheint der Verlauf der darin notierten technischen Übungen eine bestimmte Trainingslogik zu haben, die es uns ermöglicht, ein Protokoll der „Tanzstunde“ im Saint-Léon Stil vorzustellen, Inbegriff des französischen Stils, in dem das „kleine Allegro“ mit seiner schnellen und brillanten Unterschenkeltechnik herrscht.

Neben der Vorstellung der „Cahiers“ werden auch Ausschnitte aus Saint Léons Choreographien und Beispiele seiner Übungen demonstriert.

Pierre-François Dollé, Paris, Frankreich

Michael Malkiewicz Foto aus1Pierre-François Dollé, Paris, Frankreich, begann nach einer Ausbildung an der Tanzakademie Köln seine berufliche Laufbahn in mehreren Tanzkompanien in Deutschland und England. Dort entdeckte er die Arbeit vieler Choreografen aus der neoklassischen, zeitgenössischen, Jazz und Musicalszene. Zurück in Frankreich erhielt er sein Staatsdiplom als Tanzlehrer. Er nimmt regelmäßig an Produktionen an der Opéra National de Paris teil (u.a. Les Noces de Figaro, Les Indes Galantes, Les Boréades). Seit 2005 hat er sich auf historische Tänze spezialisiert und mit Tanzkompanien oder Musikensembles wie L’Eclat des Muses, L’Eventail, Les Arts Florissants, le Poème Harmonique, le Théâtre de l’Incrédule, le Toronto Consort, les Jardins Chorégraphiques, la Cetra d’Orfeo zusammengearbeitet. Heute ist er insbesondere als Choreograf und Lehrer tätig, sowohl in Frankreich als im Ausland (u.a. Boston Early Music Festival, Cracovia Danza, Courtdance Ensemble Osaka). 2007 gründete er die Cie Fantaisies Baroques, deren künstlerischer Leiter und Choreograf er ist. Er erhielt auch verschiedene Forschungsstipendien vom Centre National de la Danse (CND): 2013 und 2020 für Studien über Tanz ab dem 17. Jahrhundert, 2014 für Forschungen über die Quadrille zu Beginn des
19. Jahrhunderts und 2016 für Studien der Cahiers von Michel Saint Léon.

So, 19:40 - 20:00 Uhr

Zusammenfassung des Tages

Die Referenten des Tages treffen sich mit der Moderation zu einem abschließenden Gespräch über das Tagungsthema. Dabei gibt es nochmal die Gelegenheit für die Teilnehmer Fragen zu stellen und mit den Referenten ins Gespräch zu kommen.

Moderation: Birte Hoffmann-Cabenda, Carola Finkel, Markus Lehner

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